Eine Studienfahrt der anderen Art – Die Zypernkatzen
Im Rahmen meiner Ausbildung zur Verhaltenstherapeutin für Katzen nach Birga Dexel fuhr ich mit einer anderen Seminargruppe, die mit der Ausbildung fast fertig sind, nach Zypern.
Ziel der Studienreise war das Verhalten von Straßen- und Koloniekatzen zu analysieren und dabei auch Hilfe im Tierschutz zu leisten. In Zypern gibt es eine Unmenge Straßenkatzen. Die Einwohner von Zypern haben zu Haustieren keine enge Verbindung und lassen sie „frei gewähren“. Nur wenige Menschen fühlen sich für die herrenlosen Katzen verantwortlich, versuchen die Tiere einzufangen, um sie kastrieren und tierärztlich behandeln zu lassen, und geben ihnen Futter und Wasser. Das ist für diese Menschen allein nicht zu schaffen, sie bemühen sich um Hilfe aus dem Ausland, wie England und auch Deutschland.
Besonders problematisch wird die Situation für die Katzen im Winter, wenn die Hotel geschlossen, die Touristen nicht zum Füttern da sind. Die Nächte sind sehr kalt, wenn es regnet, alles versinkt im Matsch. Im Sommer gibt es zwar die Touristen die zum großen Teil mit füttern und auch Zuwendung geben, aber es wird auf Zypern auch für die Katzen unerträglich heiß. Im letzten Sommer waren es bis zu 55 Grad. So ist für die Katzen auf Zypern besonders große Not.
Dazu besuchten wir einige Tierheime in und um Paphos und Katzenkolonien am Strand und nahmen uns einigen ihrer Probleme an. Gelernte verhaltenstechnische Module der Ausbildung konnten wir hier sehr gut anwenden, da die Katzen in der großen Mehrzahl überraschenderweise sehr menschenfreundlich und händelbar waren. Neben griechisch spricht man in diesem Teil von Zypern englisch.
Das war eine große Herausforderung für mich, ich beginne ja erst meinem 2. Studienjahr.
Ich möchte einen kleinen Einblick in unsere Reise geben.
Unsere Anreise verlief problemlos. Sehr früh gestartet waren wir dann am Nachmittag in Paphos angekommen. Birga holte uns vom Flughafen ab, die anderen holten sich ihr Mietauto. Nachdem wir alle unsere Unterkünfte gefunden und kurz bezogen hatten, nahmen wir einen kleinen Imbiss und genehmigten uns eine Prise Meeresluft bei einem Spaziergang entlang der Uferpromenade. Schon dort wurden wir freundlich von den „Hotel“-Katzen begrüßt.
Die erste Besuchseinheit am Tag nach unserer Anreise war der Cat Park in Tala. Hier leben ca. 900 herrenlose Katzen die täglich versorgt werden. Nicht nur mit Futter und warmen Plätzen, sondern – so wie man es eben schafft – auch mit gesundheitlicher Fürsorge.
Das Objekt wird von zwei Vollzeitkräften und vielen ehrenamtlichen Volontäre bewirtschaftet. Die Organisation und der Ablauf aller Arbeiten findet in Ruhe statt, man ist sehr respektvoll und höflich zu den Katzen, zwischendurch gibt es immer wieder Streicheleinheiten, es ist beeindruckend. Man hört kein Jammern, es gibt kaum Geschrei oder Streit unter den Katzen. Die Tiere lassen sich anfassen, ja, sie stürzen förmlich auf einen zu und wollen gestreichelt und liebkost werden.
Für jedes Tier ist ein individueller Schlafplatz eingerichtet. Und sei es nur eine Tonne oder Schale, mit Zeitungspapier ausgestattet, es ist ein eigener Platz. Kranke Katzen sind in einzelnen Käfigen untergebracht, in deren Liegeplätzen Wärmflaschen täglich eingeschoben werden. Denn nachts wird es doch ziemlich kalt. Ältere und alte Katzen sind in einem eigenen abgegrenzten Areal untergebracht.
Und andere Katzengruppen leben außerhalb des abgegrenzten Geländes, wo sie auch Liegeplätze haben und gefüttert werden… Egal, wo man hinsieht oder hingeht, es kommen Katzen auf einen zu.
Viele zeigen Verletzungen, haben ein Auge verloren, oder sind blind, wie Kater Stevie. Er wird aber nun nach Deutschland geholt und sein Schicksal sollte sich zum Guten wenden.
Oft kommt es zu Verletzungen nach Unfällen, Katzen werden schnell überfahren… So passierte es auch dem Kater Harry. Er musste aufwendig und teuer operiert werden und hat jetzt eine ziemlich große Platte in der Hüfte. Aber auch er hat Glück gehabt, zum einen durch die aufopferungsvolle Leistungen der Pfleger und Tierärzte (Tala Cats) aber nun auch das er in Deutschland einen geborgenen liebevollen Platz gefunden hat. Seine Geschichte, und auch andere, können wir bald im Internet verfolgen.
Rührend versucht man mit den knappen Mitteln, Wunden zu versorgen, Schmerzen, zu lindern und einigermaßen artgerecht zu füttern.
Es ist dennoch faszinierend, wie offen und freundlich diese früher zum Teil arg verletzten oder vernachlässigten Katzen den Besuchern im Park Tala Cats begegnen und dankbar hingebungsvoll jede Zuwendung genießen.
Es ist unvorstellbar, wie man diesen liebreizenden Wesen in ihrer bunten Vielfalt Böses antun kann.
Am 3. Tag besuchten wir ein anderes Tierheim in Paphos (staatlich). Neben den vielen Eseln und Hunden gab es auch hier ein großes Katzenhaus. Aus diesem konnten die Katzen auch nach draußen in ein großes Freigelände, dass sie sich mit den Eseln teilten.
Hier leben ca. 300 Katzen. Auch in diesem Tierheim zeigten sich alle Katzen sehr anhänglich und sympathisch. Sie sind sehr gut sozialisiert und sauber untergebracht. Wie schon im Tala Park überzeugte auch hier die Sauberkeit im Gelände und in den einzelnen Käfigen.
Danach fuhren wir zu dem etwas kleineren Tierheim von Cynthia, zu den Mandry´s Fund. Bei Cynthia leben ca. 30 Katzen, zum großen Teil teilamputierte oder „Problemkatzen“ aus anderen Tierheimen. Wir übten auch hier mit diesen Katzen „Clicker“ und TTouch und konnten in kurzer Zeit bemerkenswerte Erfolge verbuchen.
Da hier die Katzengruppe kleiner war, war die individuelle Zuwendung und ein individuelles Training besser umsetzbar. Zum Schluss übergaben wir eine Spende an Cynthia´s Verein, gespendet von den Züchtern des deutschen Thuringia Cat’s e. V. (http://www.thuringia-cats.de/).
Am 4. Tag besuchten wir in den Morgenstunden eine Katzenkolonie am Stand ca. 1 Stunde von Paphos entfernt (Kourion Beach). Eigentlich sollten wir hier mithelfen unkastrierte Katzen einzufangen, aber daraus wurde nichts. Es gab keine Kapazitäten bei den Tierärzten, auch ein großes Problem auf Zypern.
So beobachteten wir das Verhalten der Katzen bei der Fütterung. Englische Rentner gaben hier für die Katzen ihre Rente her und versorgten sie, so gut sie es konnten. Die Katzen sahen auch relativ gut genährt und, bis auf wenige, einigermaßen gesund aus.
Nach dem Besuch und einem kleinem englischem Frühstück“ am Meer ging es zum Weltkulturerbe nach Kourion, ein antikes griechisches Stadtkönigreich (10. Jahrhundert v. Chr.).
Frühstück an der Strandkolonie mit Meeresrauschen (Link zum Video, um zurück zum Text zu gelangen auf den Zurückpfeil klicken)
Hier sahen wir viele Ausgrabungen, wie die Villa des Eustolius und das herrliche Amphitheater mit seiner tollen Aussicht auf die Episkopi Bay. Beeindruckend auch die „Bäderlandschaft“ und „Fußbodenheizung“ und die prächtigen Mosaiks.
Nach dieser kulturellen Erholung ging es weiter zum Kloster „Monastery of Saint Nicholas oft the Cats“ bei Akrotori. Dieses Kloster wirbt mit der Legende, dass hier mal die ersten Katzen auf Zypern angekommen sein sollen, die zur Vertreibung der Schlangen geholt worden waren. Leider waren es nur wenige Katzen und die in einem schlechten Futterzustand. Das ist unerklärlich, denn üppige Spenden, das Kloster wirbt mit den Katzen, und spendable Touristen sollten hier keine hungrigen, verwahrlosten Katzen hinterlassen.
Zurück ging es wieder vorbei am Salzsee und den Flamingos, zu unserem nächsten Katzenheim, den Malcolm’s Cats. Die Vielzahl der untergebrachten Katzen glich sich mit den anderen Einrichtungen. Es unterschied sich aber in der Hinsicht, dass die Katzen sehr hungrig erschienen. Sehr hungrig! Man brauchte nur etwas aus der Tasche zu zücken, man konnte vor Katzen keinen Fuß mehr setzen. Und es wunderte uns eigentlich auch nicht. Wie sahen, dass nur Trockenfutter gefüttert wurde, was zudem in aller unterste Qualität zu sein schien.
Das war im Tala Monastery Cat Park (kurz Tala Cats) anders, dort gab es gewolftes Frischfleisch und Dosenfutter mit vielen Zusätzen und Trockenfutter, was man den Katzen auch angesehen. Die Katzen sahen alle gut im Futter aus.
Aber hier sahen die Katzen halb verhungert aus…
Dennoch, auch hier waren sie anhänglich und sehnten sich nach Streicheleinheiten. Um die Sauberkeit bemühte man sich auch hier, aber der Durchfall der Katzen war überall gegenwärtig.
Auf der Heimfahrt hatten Alle ein beklemmendes Gefühl. Die Begegnungen mit den Katzen und ihren Schicksalen waren alles andere als positiv.
Den „Felsen der Aphrodite“ sahen wir uns aber doch noch an, obwohl wir schon mächtig geschafft waren.
Es war der 5. Tag – Donnerstag. Es ging wieder früh los, die Teilnehmer der Seminargruppe wollten einiges über die Zusammenhänge der vielen Farben bei den Katzen wissen. Es war wirklich auffällig, wie viele Katzen mit „rot“ es hier in Paphos gab. Das mußte erklärt werden oder Katzen mit viel weiß und nur wenig Farbtupfen. Und dazwischen viele andere Varianten, aber alle kräftig in den Farben.
Kurzentschlossen gab ich eine kleine Einführung in die Farbgenetik der Katzen. Das hat Allen viel Spaß gemacht. Und der anschließende Besuch bei den Tala Cats – Katzen war von weiterer Spannung durchzogen.
Ich leistete mir an diesem Nachmittag einen Kulturnachmittag in Paphos, besichtigte die Königsgräber von Nea Paphos und den Archäölogischen Park und ich wanderte am Meer bis zum Hafen und machte mir so meinen Kopf wieder frei von den beklemmenden Katzenschicksalen.
Freitag, der letzte „normale Tag“ war dann ein kompletter Studientag, was sonst nur abends vorgesehen war.
Ich hielt einen Vortrag „Katzenverhalten und Zucht“ aus der Sicht eines Katzentherapeuten, also was erwartet einen Therapeuten wenn er in einen Züchteraushalt gerufen wird oder aber auch Katzen aus Zuchten therapieren soll. Hier ging es über Themen, wie die genetische Basis einer Zucht, Zucht und Inzucht, Ansprüche und Anforderungen an Züchter, Ressourcen in Züchterhaushalten, Zuchtmanagement und Handling der Züchterkatzen und deren Nachwuchs, bis hin zur Vorstellung der Zucht der Magic Thai Goblin’s. Nach reger Diskussion war dann Freizeit mit einem kurzen Ausflug nach Paphos zum Hafen.
Am Abend ein letztes gemeinsames Essen mit Down und Mann und die Übergabe vieler mitgebrachter nützlicher Dinge für die Katzen. Die Gruppe hatte zudem Geld gesammelt, was zusammen mit der Spende vom Thuringia Cat’s e. V. ebenfalls übergeben wurde.
Abflug dann am Samstag – es ging alles wie am Schnürchen, pünktlicher Abflug bei strahlendem Sonnenschein.
In Berlin-Tegel pünktlich angekommen, schmuddeliges Februarwetter, aber doch froh, wieder zu Hause zu sein. Eine Woche, die in mir tiefe Spuren interlassen hat.
Sicher, es gibt auch in Deutschland Katzen die dringend vermittelt werden müssen oder denen geholfen werden muss.
Wir Züchter vom Thuringia Cat’s e.V. und den Magic Thai Goblin’s spenden, helfen und engagieren uns auch hier regelmäßig und seit vielen Jahren. Aber die extrem große Anzahl der herrenlosen Katzen in Hitze und Kälte, die wirklich bescheidenen Mittel und Möglichkeiten der Helfer und Tierschützer auf Zypern hat unsere besondere Aufmerksamkeit verdient.
Ich würde mich freuen, wenn unsere Zuchtgemeinschaften und Vereine sich weiter auch für die Katzen in Zypern einsetzen. Das kann über Geld-und Sachspenden passieren.
Gabi Brückner, aus der Seminargruppe 3, hat ein Spendenkonto eingerichtet und sammelt alles ein, auch Medikamente, und schickt es dann entweder direkt an die Tierheime Tala Cats und Mandry´s Fund oder alles wird von ihr aus nach England geschickt und geht von dort in einem Container an die Tierheime.
Wer ebenfalls spenden möchte, nimmt bitte mit Gabi direkt Kontakt per Email auf unter brueckner_g@web.de.
Wollen Sie die Zyperkatzen weiter begleiten? Dann schauen Sie auch auf die folgenden Seiten: Wir freuen uns wenn Sie diese kräftig teilen.
https://facebook.com/CyprusCatsSupport/
https://birgadexel.com/de/engagement/katzenschutz-zypern/cypriot-cats-support-group-sachspenden-fuer-zypernkatzenhttps://www.talacats.com/